Es fing so schön an!
Bei kühlem aber sonnigen Wetter tuckerten wir dann Richtung Westen gen Hamburg. Hinter uns ging die Sonne auf, auf der Kieler Förde war nichts los. Bis Holtenau, der Einfahrt zum Nordostseekanal (NOK) brauchten wir bei mäßiger Fahrt von Schilkssee circa 2 Stunden.
Keiner von uns war bisher mit einem Segelboot durch den NOK gefahren, meine Erfahrung mit der Durchfahrt auf dem Tender Neckar 1984 während meiner Bundeswehrzeit nutzte mir auch nicht viel. So regelten wir per Funk alles Weitere und durften dann nach einiger Wartezeit in die Schleuse einfahren, an den großen Pötten vorbei nach vorne, um als erste die Schleuse wieder verlassen zu können. War gar nicht so schwierig. Kurz hinter der Schleuse haben wird dann an einem Automaten unseren Obolus i.H.v. 18 Euro für die Durchfahrt hinterlassen. Dann ging es auf die knapp 100km lange, vor uns liegende Fahrt nach Westen gen Hamburg.
die erste Panne
Doch nach einigen Stunden schaltete der Motor wegen Überhitzung einfach aus. So trieben wir im Kanal, Wind von vorn aber Gott sei Dank gab es zu diesem Zeitpunkt keinen Verkehr. Um manövrierfähig zu werden, setzen wir die Genua. Wir mussten wenden. So segelten wir verbotenerweise im NOK, bis wir eine Anlegestelle erreichten. Andreas und ich machten uns daran, den Fehler zu suchen und fanden einige Impellerreste im Filter vor dem Wärmetauscher. Außerdem schien die Durchfluss-Menge des Seewasserkreislaufs nicht ausreichend zu sein.
War das der Fehler?
Erstmal zweites Frühstück, der Motor musste ja noch abkühlen. Wir setzten die Reise in der Hoffnung fort, das nun alles glatt geht. Leider, wieder nach 3-4 Stunden das unheilvolle Piepen des Motors: „Abschaltung in 60 Sekunden!“ Wieder das gleiche Manöver, Genua raus, Anlegeplatz suchen und Motor abkühlen lassen. Wir schafften es so bis kurz vor Rendsburg und liefen den Yachthafen Schreiber an, wo wir übernachteten und gleichzeitig für den nächsten Tag einen Motorentechniker bestellten. Eine süße kleine Marina und alle die wir dort trafen waren sehr nett und hilfsbereit. Am nächsten Tag, nach mehrstündigen Probeläufen und sonstigen Tests, konnte der Techniker keinen Fehler finden. Sehr enttäuschend. Wir entschlossen uns den Rest des Tages zu nutzen, um weiter in Richtung Hamburg zu fahren. Und leider trat der Fehler kurz vor Brunsbüttel wieder auf. Wir schafften es schließlich bis nach Brunsbüttel, wo wir dann in der Marina direkt an der Schleuse festmachten und den Abend bei Pizza und Bier trotz Corona und trotz der widrigen Umstände ein wenig stolz ausklingen ließen. Morgens klappte das Ausschleusen in die Elbe prima und es ging weiter Richtung Hamburg, diesmal unter Segeln bei schwachem Wind aus der richtigen Richtung bei auflaufenden Wasser. Wir kamen gut voran.
Da man im Hamburger Hafen nicht segeln darf, war unser Plan, in Hamburg Wedel festzumachen und dann weiter zu forschen, woran es liegt, das der Motor überhitzt. Kurz vor Ankunft wurden die Segel geborgen und der Motor gestartet. Leider ging es diesmal schneller mit der Abschaltung und wir konnten gerade so in den Yachthafen einbiegen und krachten an den Liegeplatz. Der kleine Schaden am Bug sei dem Skipper verziehen, wir konnten festmachen. Der sehr nette Hafenmeister vermittelte mir dann einen kompetenten Kontakt für das Motorenproblem. Der Hafen ist mindestens genauso groß wie Schilksee und verfügt über ausgezeichnete sanitäre Anlagen. Nach den Formalitäten war die Überfahrt nach Hamburg-Harburg vorerst beendet. Achja, der Hafenmeister aus meinem zukünftigen Heimathafen HH-Harburg wollte uns für eine „mittlere vierstellige Summe“ nach Harburg schleppen. Mir grauste das erste Mal vor ihm…
Zitat des Tages:
Genua raus!